Fünf Möglichkeiten, uns selbst zu stressen

Das Antreiber-Konzept in der Transaktionsanalyse

Das Antreiber-Konzept in der Transaktionsanalyse

In Situationen, die wir als stressig erleben, wie zum Beispiel in Phasen mit hoher Arbeitsbelastung oder in Konfliktsituationen, werden wir manchmal mit einem inneren Gefühl des „Ich bin nicht ok“ (siehe Blogartikel) konfrontiert.

Um dieses Gefühl des nicht Genügens abzumildern, greifen wir (unbewusst) auf ein uns altbekanntes Muster zurück:

Wir strengen uns beispielsweise (noch mehr) an oder wollen alles perfekt machen.

Ein solches Verhaltensmuster wird in der Transaktionsanalyse mit dem sog. „Antreiber-Konzept“ erklärt. Wir alle haben ein bis zwei „Lieblingsantreiber“, die je nach Situation und Ausprägung unser Verhalten und Erleben enorm beeinflussen können:

  • Mach’s anderen recht! 
  • Sei perfekt! 
  • Streng dich an! 
  • Sei stark! 
  • Beeil dich! 

Häufig werden die Eigenschaften, die mit einem Antreiber-Verhalten einhergehen (erstmal) als positiv erlebt und auch von außen so wahrgenommen. Schließlich gelten wir dadurch als fleißige Mitarbeiter:in, umsorgende Freund:in, erfolgreiche Manager:in oder schnelle Abarbeiter:in.

Wir alle greifen bei Problemen oder Konflikten gerne auf bewährte und nicht immer zielführende Verhaltensmuster zurück. Anstatt Lösungen zu finden, verschärfen wir damit Situationen häufig nur.

Denn unser Verhaltensmuster ist meist mit der illusionären Idee verbunden: „Wenn ich nur stark, perfekt oder schnell genug bin, es allen anderen recht mache oder mich noch mehr anstrenge, dann genüge ich bzw. „bin ok“. 

Wenn wir innerlich Stress erleben, folgen wir diesen Geboten nahezu zwanghaft und unsere inneren Antreiber werden immer weiter aktiviert. Dadurch verstricken wir uns immer mehr in stressverursachendem Verhalten. 

Unser Antreiberverhalten ist also ein Lösungsversuch, um Stress, Probleme und Konflikte zu bewältigen – und verursacht darüber hinaus noch weiteren Stress. Ein Teufelskreis, der Energie kostet, als belastend und leidvoll erlebt werden kann und nicht selten auch körperliche Auswirkungen nach sich zieht.

Zunächst geht es darum, das eigene Antreiberverhalten als solches zu erkennen und auch dessen emotionale und ggf. körperliche Folgen wahrzunehmen. 

In welchen Situationen gerate ich in der Regel in mein Antreiber-Verhalten?

Wenn wir herausgefunden haben, wann wir von Gedanken wie „Sei perfekt“, „Streng dich an“, „Mach es allen recht“ etc. angetrieben werden, würdigen wir damit auch seine Funktion.

Welche Bedürfnisse, Werte oder auch Ängste stecken dahinter?

Gleichzeitig wird eine Reflexion darüber möglich, ob das Verhaltensmuster eher hinderlich als förderlich ist.

Welchen Nutzen hat mein Antreiberverhalten für mich und welche Fähigkeiten und Talente verbergen sich dahinter?

Auch wenn es wahnsinnig anstrengend sein kann, in einer Antreiberdynamik festzustecken, ist es wichtig zu erkennen, dass die Antreiber als Überlebensstrategie entwickelt wurden.

Und auch, wenn sie uns heute vielleicht nicht mehr nützlich sind oder sie Lösungen blockieren, lohnt sich ein Blick darauf, welche Fähigkeiten und Talente wir durch sie entwickelt haben.

Kann ich mir auch erlauben, mich anders zu verhalten?

Mit den Erlaubnissätzen ist das so eine Sache. Zum einen da sich jahrzehntelang eingeübte Denk- und Verhaltensweisen nicht einfach beseitigen lassen, nur weil wir ein paar Mal einen Erlaubnissatz ausgesprochen haben.

Zum anderen können wir auch schnell in ein sog. Gegenantreiber-Verhalten rutschen: Also bspw. aus einem überhöhten Anspruch an Perfektion in eine „Jetzt ist mir alles egal“-Haltung wechseln.

Hier geht es also um eine bewusste innere Arbeit, bei der die oben gefundenen Fähigkeiten aufgegriffen und die für heute passenden Fertigkeiten entwickelt werden.

Übung
  • Welches Antreiber-Verhalten kennst du von dir selbst?

  • Was wird dir dadurch möglich?

  • Wann erlebst du dieses als für dich einschränkend und belastend?

  • Wie gelingt es dir dann, daraus wieder auszusteigen?