Das Hamsterrad, das von innen aussieht wie eine Karriereleiter

Wir leben in einer Gesellschaft, in der „Gestresst-sein“ schon fast zum Normalzustand geworden ist. Das ist (leider) nichts Neues.

Und das belegen auch die Zahlen der aktuellen Stressstudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2021:

Danach fühlen sich 80% der in Deutschland lebenden Menschen häufig oder teilweise gestresst. Ein Drittel der Befragten gibt an unter den Stressfolgen zu leiden.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Stress als eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts.

Natürlich bedeutet Stress für jeden von uns etwas anderes und wird subjektiv empfunden. Wie also wird Stress definiert?


Unter Stress versteht man psychische und körperliche Reaktionen auf äußere und innere Reize sowie Belastungen, die als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd bewertet werden.


Stress ist erstmal nichts Negatives, sondern kurzfristig durchaus sinnvoll – zum Beispiel in  Gefahrensituationen. In solchen befinden wir uns in der Regel im (Büro-) Alltag jedoch eher selten.

Gefährlich für unsere Gesundheit wird Stress, wenn die Entspannungsphasen gegenüber der Anspannung immer weniger werden oder sich ein dauerhaftes Missverhältnis einspielt. Denn unser heutiger Lebensstil gibt uns kaum noch die Möglichkeit den Stress, wie zu Frühzeiten durch Bewegung, abzubauen (Kampf oder Flucht). Tiere beispielsweise schütteln sich, um den Stress im Körper abzubauen.

In Zeiten von Home Office hetzen wir zwar von einem digitalen Meeting zum nächsten, bewegen tun wir uns dabei jedoch in der Regel nicht.

Die sympathische Überaktivität des Nervensystems bei Dauerstress wird sich, sofern sie nicht abgebaut wird, über kurz oder lang in körperlichen Symptomen zeigen.

Laut TK-Stressstudie reichen die Folgen von Schlafstörungen, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Migräne bis hin zu Niedergeschlagenheit.

Vom Dauerstress ins Burnout

Um die natürliche Balance der körperlichen Grundregulation wieder herzustellen muss die Aktivität des Parasympathikus für Ruhe und Erholung sorgen. Erfolgt dies nicht, kann der Weg in ein sog. Burnout schleichend sein.

Es gibt unterschiedliche Definitionen des Begriffs Burnout. Nach Maslach et al werden drei Symptombereiche unterschieden, die sich zum Teil überschneiden:

Erschöpfung

Betroffene haben keine Energie mehr und fühlen sich müde und erschlagen. Auch freie Wochenenden oder Urlaub bringen keine Erholung mehr. Die Stimmung verschlechtert sich dauerhaft. Es treten Gefühle von innerer Unruhe und Angespanntheit auf.

Distanzierung

Kolleg:innen, Freunde, Familie und man selbst wird sich zunehmend fremd. Ein sozialer Rückzug und die Vernachlässigung von Freundschaften und Interessen sind die Folge. Menschen gegenüber wird eine abwertende Haltung und Zynismus entwickelt. Es entsteht ein Empfinden von innerer Leere. Nichts macht mehr Spaß.

Wirkungslosigkeit

Die Konzentrationsfähigkeit und damit auch die Leistungen bei der Arbeit lassen nach. Aufgaben gehen nicht mehr so leicht von der Hand wie früher. Das macht Angst und führt zu noch mehr Anstrengung. Das Gefühl von Sinnlosigkeit und Unzulänglichkeit wächst.

Als sich gegenseitig verstärkende Bedingungen von Burnout werden u.a. genannt:

  • Starkes Engagement
  • Gefühl von Unentbehrlichkeit („ohne mich läuft hier nichts“)
  • Kontrollbedürfnis
  • Wenig Gestaltungsspielraum
  • Widersprüchliche Erwartungen (eigene und fremde)
  • Verleugnung eigener Bedürfnisse und Fehler
  • Eingeschränkte soziale Kontakte

Wie also kann ich übermäßigen Stress bzw. einem möglichen Burnout vorbeugen?

Erschöpfung wahrnehmen und besprechen

  • Spüre rechtzeitig, wenn du müde und erschöpft bist.
  • Sorge jetzt oder so bald wie möglich für Pausen und Erholung.
  • Sprich mit Kolleg:innen und/oder Vorgesetzten. Wie geht es den anderen? Was kann (gemeinsam) verändert werden?

Ansprüche überprüfen

  • Überprüfe deine Ansprüche – sind sie angemessen?
  • Welche Ansprüche haben die anderen?
  • Sind meine sehr hoch?
  • Woher kommen meine Ansprüche? Von außen oder von mir selbst?

Glaubenssätze reflektieren

  • Werde dir deiner Überzeugungen bewusst und reflektiere deine Glaubenssätze.
  • Welche davon tun mir gut? Welche davon sind mir nicht mehr dienlich?
  • Ohne Fleiß kein Preis? Ohne mich läuft der Laden nicht? Erst die Arbeit dann das Vergnügen? Nie krieg ich das ordentlich hin? Ich schaff das schon? Was sollen die anderen von mir denken?

Unterstützung suchen

Such dir Unterstützung, wenn du sie brauchst!


Und wichtig bei all dem (wie immer!):

KLEINE SCHRITTE!

Finde heraus, was du realistischerweise verändern kannst und fang jetzt damit an:

  • Regelmäßig Pause machen.
  • Die Lieblingstasse mit ins Büro nehmen, die dich daran erinnert, regelmäßig zu trinken.
  • In der Mittagspause ein paar Schritte um den Block gehen.
  • Mit der Lieblingskollegin einen (virtuellen) Kaffee trinken. 

Was tust du für dich, um aus dem Hamsterrad auszusteigen?

Quelle und Literaturnachweis:

https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/tk-stressstudie-2021-2116458?tkcm=aaus

C. Maslach, W.B. Schaufeli, M.P. Leiter: Job Burnout. In: Annual Review of Psychology, 2001, 52, S. 402